Helmut Geiger, 216 S., 24,0 x 23,0 cm, gebunden, 2013.
Bedingt durch die 70 Brauereien waren deren Betreiber in der damals 4.000 Seelen zählenden Stadt Kulmbach schon früh gezwungen, ihr Bier über die Bayerischen Grenzen zu exportieren. Die ersten Ausfuhren erfolgten 1831; damals waren es ganze 166 Hektoliter. Da sich das seinerzeit übliche Schankbier nicht für die Ausfuhr eignete, war man gezwungen, einen dafür geeigneten Stoff zu kreieren. Das tiefdunkle, alkoholreiche und liebliche "Culmbacher" eroberte schnell die Bierbiertrinker im gesamten damaligen Reichsgebiet und darüber hinaus. Nach dem Anschluß an den Schienenstrang explodierten die Ausfuhren. In den darauffolgenden Jahrzehnten rangierten die vielen Kulmbacher Brauereien vor den Münchener oder Erlangener Biersiedern. "Culmbacher" oder "Kulmbacher" wurde zum Biertyp, zur Biergattung. Ende des 19. Jahrhunderts gab es "Culmbacher" auf dem gesamten Erdball. Genau im Jahr 1900 war die 800.000 Hektoliter-Ausfuhr-Grenze überschritten worden. Dann kam der Knall. Alle damals 14 Kulmbacher Exportbier-Brauereien hatten jahrelang gepantscht. Im vor der Öffentlichkeit weitgehendst verheimlichten "Zuckercouleurprozess" wurden sie verurteilt. Die Folgen waren fatal. Sie verloren über vierzig Prozent ihres Ausstoßes; viele Brauereibeschäftigte ihren Arbeitsplatz. "Culmbacher" gab es nicht nur im Gebiet des damaligen Deutschen Reiches, sondern auch in den Kolonien, auf dem gesamten amerikanischen Kontinent, in Südostasien und sogar Australien. Viele Etiketten, Karten und historische Zeitungsinserate belegen das. Das Buch beschreibt ferner die Exportaktivitäten der Brauereien und gibt einen tiefen Überblick in die damaligen Strukturen des Getränkegroßhandels.